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Politischer Frühschoppen zur Kommunalwahl

Ingolstadt's OB-Kandidaten stellten sich den Fragen interessierter Bürger

Ingolstadt's OB-Kandidaten stellten sich den Fragen interessierter Bürger  

Der Politische Frühschoppen des PresseClubs (Fotos: Uli Rössle) war auch Thema bei in-tv: Ein Bericht zur Veranstaltung wurde im Rahmen der teleschau (bitte auf "teleschau-Archiv" klicken und den 22. Januar auswählen) gesendet.

Bericht: Suzanne Schattenhofer, DK vom 21.01.08

Viel Parteivolk saß gestern beim Frühschoppen des Presseclubs mit den OB-Kandidaten in der Antoniusschwaige im Publikum. Die Bewerber vertraten im Großen und Ganzen die hinlänglich bekannten Positionen. Unter anderem kam heraus, dass der Sportpark aber gesplittet werden könnte.

Vor und nach der Diskussion, die von Norbert Schmidl und Michael Klarner vom Presseclub geleitet wurde, fand eine Probeabstimmung unter den Zuhörern statt. Dabei überrundete Sepp Mißlbeck von den Freien Wählern beide Male Anton Böhm von der SPD. Der benötigte als Einziger bei der ersten Gesprächsrunde für sein Statement nicht einmal die Hälfte der vorgesehenen dreiminütigen Redezeit, worauf das Publikum mit erstauntem Raunen reagierte.

Ungeschlagen vorne lag bei der Probe-Wahl erwartungsgemäß Oberbürgermeister Alfred Lehmann, der die wirtschaftsfreundliche Kommunalpolitik der Stadt hervorhob. Allein 1700 Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose hätte die städtische Tochtergesellschaft IN-Arbeit im vergangenen Jahr vermittelt. Das Resümee des OB: "Wir haben exzellente Zukunftsaussichten."

Böhm entgegnete, vom Aufschwung profitierten nur gewisse Schichten. "Wenn ich meine Patienten so anhöre, zählen sie nicht dazu." Sein Hauptthema sei Bildung für alle Bevölkerungsgruppen und ein kostenfreier Kindergarten. Sepp Mißlbeck erklärte, man dürfe die Stadt nicht nur vermarkten, sondern müsse mehr auf die Gefühle und Wünsche der Ingolstädter eingehen. Die Freien Wähler wollten da Akzente setzen. Petra Kleine sagte, die Zukunft wäre grün, und propagierte ihr Leitbild einer kreativen Stadt. "Ich möchte, dass wir ganz intensiv in Bildung investieren", so die Bewerberin der Grünen. Franz Hofmaier von der ÖDP meinte, die Stadt müsse sich um eine Wohlfühlatmosphäre kümmern – und zwar nicht nur in der Innenstadt. In der Verkehrspolitik gebe es drei Punkte: den Ausbau des Fahrradverkehrs, des ÖPNV und einen Audi-Bahnhalt bei der TE.

170 Firmen für Leiharbeit

Die Kandidatin der FDP forderte, die Stadtverwaltung müsse dienstleistungsorientiert arbeiten. Christel Ernst griff auch das Thema Facharbeitermangel auf: "Wenn man gute Leute holen will, dann muss auch eine entsprechende Infrastruktur da sein." Wie etliche ihrer Vorredner übte Eva Bulling-Schröter von der Linkspartei Kritik am Bürgerkonzern. "Wie sich Konzerne aufführen, sieht man ja gerade bei Nokia in Bochum." In Ingolstadt hätten 170 Firmen eine Lizenz für Leiharbeit.

Lehmann verteidigte den Bürgerkonzern, denn alle Bürger seien Nutznießer. "Lassen Sie diese Diffamierung, mich als kalten Konzernchef darzustellen." Auch die mehrfach vorgebrachte Kritik, in dem Geflecht von Beteiligungen sei keine Transparenz mehr gegeben, ließ der OB nicht gelten. "Wir bilden in den Aufsichtsräten den Stadtrat ab, obwohl wir es nicht bräuchten. Denn aufgrund der CSU-Mehrheit könnten wir alle Mandate beanspruchen."

Ein Thema war natürlich das geplante Fußballstadion: Aus den verschiedenen Beiträgen kristallisierte sich heraus, dass der Sportpark womöglich gesplittet werden könnte – das Profistadion also aufs Bayern-oilgelände kommt, während die Amateur- und Breitensportanlagen wegen der besseren Erreichbarkeit eher zentral liegen sollen. Überraschend das Statement von Kleine: "Es gibt kein kategorisches grünes Nein zu Stadion." Nur Steuermittel dürften nicht für den Profisport ausgegeben werden – darin waren sich alle einige.

Um die Renovierung von Schulen ging es auch. Jahrzehntelange Versäumnisse gebe es hier, so der OB. Die Hälfte der Investitionen würden nun in Schulen gesteckt. Angesprochen auf überfüllte Schulbusse sagte Lehmann, es solle zusätzliche Busse geben. "Warum erst im neuen Schuljahr", hakte Kleine nach.

Für Fragen aus dem Publikum blieb am Ende nicht mehr viel Zeit. Eine Bürgerin wollte wissen, was aus dem Hallenbad Mitte werde. "Wir haben mittlerweile drei Eisflächen, aber das Hallenbad wird nicht renoviert." Der OB sagte, zurzeit werde das Freibad renoviert: "Wir werden aber auch ein modernes Hallenbad in der Stadt errichten." Die Statements am Ende brachten es auf den Punkt: "Wir fühlen uns nicht genug eingebunden", formulierte Mißlbeck. Worauf Lehmann konterte: "Die Stadt ist mit einer Mehrheit bisher nicht schlecht gefahren."

Der Bewerber der Republikaner, Ulrich Bannert, hatte die Teilnahme an der Gesprächsrunde kurz vor Beginn abgesagt, aus gesundheitlichen Gründen, so Klarner. Das wurde vom Publikum mit einem schadenfrohen "Ooohhh" kommentiert.