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Besuch bei Schwester Doris Engelhard vom bayerischen Kloster Mallersdorf, am 17. Mai 2024

Schwester Doris und das Gespür für Bier

Nur einige Schritte trennen die Pfarr- und Klosterkirche St. Johannes Evangelist am Klosterberg von der Klosterbrauerei Mallersdorf.

Zwei Besonderheiten: In der Klosterkirche gibt es den unvergleichlichen Hochaltar des Rokoko-Bildhauers Ignaz Günther und ein wunderbares romanisches Steinportal. Links - das Kloster selbst - einst Stätte der Benediktiner und ab dem Jahr 1869 Mutterhaus der "Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie", genannt "Mallersdorfer Schwestern". An dieses schmiegt sich der Brauereibetrieb. Und genau dort empfängt uns die Ordensträgerin, Schwester Doris. Sie gilt als das Markenzeichen der Klosterbrauerei. Bereits seit dem Jahre 1623 wird an diesem Ort nicht nur gebetet und gearbeitet, sondern auch Bier gebraut. Einst durch die Benediktiner Mönche und ab 1881 durch die Mallersdorfer Schwestern. Seit 1933 leitet jeweils dort eine klösterliche Braumeisterin die kleine Brauerei.

Doris Engelhard trägt ein gestärktes, graues Ordensgewand und Sandalen. Mit einem fröhlichen Lachen und einem Späßle "Was schenkt ein Brauer einem Brauer?", nimmt sie das Mitbring'sl - einen Bierkrug - entgegen. Leichtfüssig eilt sie sodann der Gruppe voran - zur Stätte des Brauens.

Im modernisierten und gefliesten Sudhaus finden sich Kessel aus Edelstahl für das Kochen der Maische. Das Credo der Brauerei, das Reinheitsgebot, ziert die Wand. Alle Räume im turmartigen Gebäude haben ihre Bestimmung. So zum Beispiel der Gärungsraum für die Hefe im ersten Stock, oder oben, unter dem Dach, das kupferne Kühlschiff, das einen ganzen Raum beansprucht. "Bei uns gibt es zu jeder Malzeit Bier - ausser zum Frühstück. Bier ist gesund - natürlich in maßen." Einmal pro Woche wird gebraut, dann ist Hochbetrieb, den die Braumeisterin mit zwei weiteren Hilfskräften stemmt. Doch nicht nur Brauen, Abfüllen und Führungen stehen auf dem Arbeitsplan, ab und an schellt die Glocke, dann saust die rüstige Schwester zum Abverkauf an die Brauereipforte. Auf den Bierflaschen prangt, ähnlich einem Medallion mit Schutzpatronin, ihr freundliches Konterfei. Das muss doch eine gesundes Gebräu sein, das Zoigl, das Vollbier und die Bockbiere.
Nach Auskunft stellt die Klosterbrauerei jährlich 3000 Hektoliter Bier und 700 Hektoliter Limonaden her. Da im Kloster rund 500 Personen versorgt werden, benötigt das Kloster 18 % der Produktion selbst. Klosterbrauereien gehören in Bayern einfach zum Gesamtbild. Sie sind fast schon ein Kulturgut. Diese artisanal gefertigten Braukünste können inzwischen auch online geordert werden. Zwar hochpreisig - aber sie sind es wert.

Hier im Kloster lernte Doris Engelhard vor über 50 Jahren ihr Handwerk und gilt als "deutschlandweit und vermutlich auch international", als die letzte Nonne, die eine Klosterbrauerei leitet. "Klosterleben ist wunderschön, wenn man sich fügen kann", schmunzelt sie," jede kann ihr Handwerk und bringt sich in der Gemeinschaft ein - und das so lange man kann. Ein Beispiel nennt sie hierzu: "Meine Kleidung bekomme ich frisch und gebügelt. Das Brot wird hier gebacken. Alles geht Hand in Hand. Es ist ein ideales Leben." Doch stellt sich die Frage, wer wird einst die Tätigkeit der Braumeisterin weiterführen? Bis heute hat der Himmel noch keine Nachfolgerin gesandt. Vielleicht ein Zeichen, dass Schwester Doris noch lange gebraucht wird.

- Susanne Ehrnthaler

  • Eingangsbereich

  • Klosterbrauerei

  • Führung

  • Bier

  • Susanne Ehrnthaler und Schwester Doris