Eine Wanderung durch die Geschichte der Militärfliegerei in Neuburg
Sie sind laut, sehr laut. Was sie genau machen, wenn sich diese brüllenden Ungetüme in die Lüfte erheben, bleibt über den Wolken verborgen. Was geschieht eigentlich, wenn ein Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 am Fliegerhorst Neuburg abhebt? Und wer steckt dahinter, damit der Betrieb des Luftwaffengeschwaders mit seinen rund 30 Überschalljets jeden Tag funktioniert, die Flüge – ob Übung oder Einsatz – unfallfrei vonstatten gehen und alle Piloten unversehrt zurückkehren? Diese und noch viel mehr Fragen bekamen die Mitglieder des Presseclubs Ingolstadt am 28. März bei einem Besuch auf dem Fliegerhorst Neuburg-Zell beantwortet.
Zufällig war der Beginn des Besuches nicht gewählt worden. Denn um 14.30 Uhr starteten eine ganze Reihe von Eurofightern zu ihren an diesem Mittwoch geplanten Übungsflügen. Auf deren Programm standen das Abfangen von Eindringlingen und Luftkampfübungen. Die Startphase erlebten die Besucher in der Nähe der Startbahn hautnah mit. Ja, diese Maschinen sind laut. Das bestätigte auch der Kommodore des Geschwaders, Oberst Gordon Schnitger bei dem anschließenden Gespräch im Hangar der Wehrgeschichtlichen Sammlung. Die Verteidigung sei nicht ohne Einschränkungen oder gar umsonst zu haben, so der Oberst, der für Verständnis warb. Es werde nicht aus Jux und Tollerei trainiert. Und: „Der Militärpilot ist wohl der am besten überwachte und kontrollierte Berufsstand. Jede Schalterstellung, jeder Atemzug wird aufgezeichnet. Genau vordefinierte Flugaufträge sind bei jedem Flug Pflicht.“ Der Kommodore hatte es sich nicht nehmen lassen, die Mitglieder des Presseclubs Ingolstadt persönlich in den beiden Hallen zu begrüßen, in der die Geschichte der Fliegerei in Neuburg im Allgemeinen und die es Geschwaders im Besonderen gezeigt wird. Man darf getrost von einem Museum sprechen, in dem unter anderem alle Flugzeuge, die bei dem Geschwader, seit seiner Indienststellung 1961, geflogen wurden, im Original ausgestellt werden. Oberst Schnitger bekräftigte die Wichtigkeit einer wehrhaften Demokratie und die damit verbundenen Funktionalität der Streitkräfte. Schnitger hatte zu dem Treffen auch seinen Nachfolger, Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer, mitgebracht, der im April die Leitung des Geschwaders übernimmt.
Hauptmann Ulrich Mocka führte die Besucher durch die Ausstellung. Als Mitinitiator und Kurator ist er Herz und Seele des Museums, das dank vieler Helfer in deren Freizeit liebevoll eingerichtet wurde.
Nach einem Streifzug durch die Geschichte des Neuburger Geschwaders, vorbei am Starfighter und einem Probesitzen im Cockpit einer F-4F Phantom, die bis 2008 im Verband als Jagdflugzeug geflogen wurde, ging es in die Gegenwart zurück und damit in die Werft. Dort wartete auf die Besucher ein Eurofighter, der zur Besichtigung bereitstand. Das momentan modernste Kampfflugzeug der Bundesluftwaffe wurde 2006 in Dienst gestellt und wird in vier Luftwaffengeschwadern eingesetzt. Der Kampfjet besitzt Multi-Role-Fähigkeiten, was bedeutet, dass er sowohl als Jagdflugzeug wie auch als Jagdbomber eingesetzt werden kann.
Der Presseclub im Taktischen Luftwaffengeschwader 74: Ein Erinnerungsfoto der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor der F-4F Phantom.
Hauptmann Ulrich Mocka, Kurator der historischen Sammlung des Geschwaders, erklärt den Besuchern die F-86K, das erste Flugzeugmuster, das im Geschwader bis 1966 geflogen wurde.
Oberst Gordon Schnitger und Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer begrüßten die Gäste in der wehrgeschichtlichen Sammlung, besser bekannt als Museum des Geschwaders.
Susanne Ehrnthaler zusammen mit dem scheidenden Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, Oberst Gordon Schnitger (re.) und seinem Nachfolger, Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer.
So nah kommt man einem Eurofighter beim Start normalerweise nicht. Die Mitglieder des Presseclubs verfolgten die Starts von von einem Abstellplatz direkt an der Startbahn