Donnerstag, 14. November 2024, 19:00 Uhr: "Hinter den Kulissen der Volkshochschule Ingolstadt".
Volkshochschule Ingolstadt
Forum der Bildung und der Begegnung
Von Barbara Schuster
Jährlich 1.800 Kurse im Angebot, 430 Dozenten und Dozentinnen, derzeit rund 15.000 Teilnehmende – solch beachtliche Zahlen hat die Ingolstädter Volkshochschule zu bieten. Bei einer Veranstaltung des Presseclubs Ingolstadt war deutlich zu spüren, wie sehr die Leiterin der VHS, Dr. Petra Neumann, und ihr Stellvertreter Christoph Karmann für Ihre Bildungseinrichtung „brennen“. Natürlich, so erzählen sie im Gespräch mit der Presseclub-Vorsitzenden Susanne Ehrnthaler, hat Corona einen Einbruch bedeutet. Die Teilnehmer-Zahl ist nicht mehr so hoch wie vor der Pandemie - damals waren es jährlich 10.000 bis 18.000 –, aber sie steigt wieder.
Evergreens im Programm sind die zahlreichen Sprach-Kurse – bei 18 (!) Fremdsprachen ist die Auswahl riesig. Aber auch die Angebote im gestalterischen Bereich laufen bestens – egal, ob Töpfern, Malen oder Holzschnitzen. Diese haben eine starke Kundenbindung. Einem Mal-Kurs, der seit 40 Jahren veranstaltet wird, halten einige Teilnehmer seit Beginn die Treue.
Traditionell sind morgens eher die jungen Mütter in den Kursen zu finden, abends kommen die Berufstätigen. Nicht gut angenommen wurde „60plus“, Denn, wie Petra Neumann sagt, „alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein.“ Ein Thema für sich sind die Integrationskurse. Deren Durchführung ist wegen der vielen Regelungen schwierig. Deutsch als Fremdsprache – das unterrichtet auch Petra Neumann – ist gefragter denn je.
Anders als kleine Volkshochschulen freut sich Ingolstadt über ein eigenes Domizil am Carrara-Platz. Aber auch an 70 weiteren Standorten wie Schulen oder Stadtteiltreffs findet Unterricht statt. Die „Ehe“ mit der VHS Eichstätt, die im Laufe des nächsten Jahres geschlossen wird, bringt den Ingolstädtern eine Mitarbeiterin für strategisches Marketing. Klar, auch eine Bildungseinrichtung muss wissen, was gewünscht ist, was ankommt.
Petra Neumann ist denn auch bestens vernetzt. In der Stadt kennt man sich, man schätzt sie, und sie schätzt das selbstbestimmte Arbeiten in ihrer Institution, in der ein 13köpfiges Team tätig ist.
Die VHS redet mit Verbänden, stellt Wunsch-Boxen auf. Viele Ideen werden von außen an die VHS herangetragen. So kam beispielsweise ein Kurs zustande, in dem das Tragen von High-Heels geübt wurde. Ein voller Erfolg! Und auch das gibt es: Eltern schicken ihre Kinder zu Benimm-Kursen. Die Liste der Kooperationspartner wird erfreulicherweise immer länger, so Dr. Neumann. Man arbeitet gut und gerne mit der Uni Eichstätt, der THI, der Gleichstellungsstelle oder der Vereinigung Zonta zusammen.
Das Domizil ist ein „öffentlich gewidmetes Haus“, es gehört der Stadt, die der VHS den Auftrag gibt, es für Veranstaltungen zu vermieten. Dass manchmal Institutionen oder Parteien dort für Events Einzug halten, deren Ideologie nicht für eine freiheitlich-liberale Demokratie steht, muss man hinnehmen. Die VHS ist neutral, weder politisch noch religiös gebunden.
Was wünscht sich die VHS für die Zukunft? Mehr Personal und mehr Geld für die Dozenten – aber dies dürfte in Zeiten klammer Kassen problematisch sein.
Eins ist Petra Neumann und Christoph Karmann wichtig: VHS ist weit mehr als Wissensvermittlung. Man will, dass die Stadtgesellschaft näher zusammenrückt, dass es Begegnungen gibt, die sonst nicht möglich wären, zum interkulturellen Austausch kommt, in einer Stadt, in der jeder in seiner eigenen Blase lebt. Natürlich gibt es auch Online-Seminare, aber viele Teilnehmenden waren nach Corona froh, wieder Kontakt von Angesicht zu Angesicht zu haben. Und vielfach wurden aus Kursteilnehmern auch Freunde.